Legacy-System: Definition, Probleme und deren Bewältigung
Der Begriff Legacy-System ist im Kontext von Unternehmenssoftware anzusiedeln und findet insbesondere dann Verwendung, wenn es um den technologischen Fortschritt in diesem Bereich geht. Übersetzungen des englischen „legacy“, wie „Hinterlassenschaft“ oder „Altlast“, deuten bereits darauf hin, dass der Begriff durchaus negativ aufgeladen ist. Im Folgenden erfahren Sie, was ein Legacy-System im Detail bedeutet, welche Probleme mit derartigen Systemen einhergehen und wie Sie diese bewältigen können.
Was ist ein Legacy-System?
Ein Legacy-System ist eine veraltete Computersoftware und / oder -hardware, die immer noch genutzt wird. Im deutschsprachigen Raum ist daher auch vom sogenannten „Altsystem“ die Rede. Ein solches System erfüllt nach wie vor den Zweck, für den es ursprünglich entwickelt wurde, lässt aber kein Wachstum zu. Es wird also niemals zu mehr imstande sein, als es aktuell für ein Unternehmen leisten kann. Da es mit einer älteren Technologie ausgestattet ist, kann ein Legacy-System auch nicht mit neueren Systemen interagieren. Jedoch ist es so fest verwurzelt in der Infrastruktur eines Unternehmens, dass es sich nicht einfach mit einem Knopfdruck abschalten lässt.
Angesichts des technologischen Fortschritts sehen sich die meisten Unternehmen mit Problemen konfrontiert, die vorhandene veraltete Systeme auslösen. Statt Unternehmen die neusten Funktionen und Dienste zu bieten – wie z. B. Cloud-Computing und bessere Datenintegration – zwingt ein Altsystem ein Unternehmen, geschäftlich im alten Trott zu verharren.
Warum arbeiten Unternehmen weiterhin mit Legacy-Systemen?
Die Gründe dafür sind vielfältig und lassen sich unter folgenden Aspekten zusammenfassen:
- Investition: Die Wartung eines Legacy-Systems mag über einen längeren Zeitraum hinweg zwar teurer sein, ein Upgrade auf ein neues System erfordert jedoch eine Vorabinvestition, die mit finanziellem und personellem Aufwand einhergeht.
- Angst: Veränderungen sind schwierig. Die Umstellung eines ganzen Unternehmens – oder einer einzelnen Abteilung – kann unternehmensintern einen gewissen Widerstand hervorrufen.
- Herausforderung: Die veraltete Software wurde eventuell in einer veralteten Programmsprache erstellt. Das macht es schwierig, Personal zu finden, das über das nötige Know-how verfügt, um die Migration durchzuführen. Möglicherweise gibt es nur wenig Dokumentation zu dem Legacy-System und die ursprünglichen Entwickler haben das Unternehmen verlassen. Manchmal erfordert es allein schon einen Kraftakt, die Migration von Daten aus einem veralteten System zu planen und die Anforderungen an ein neues System zu definieren.
Welche Probleme verursachen Legacy-Systeme?
Ein Legacy-System kann eine Vielzahl von Problemen verursachen, z. B. exorbitante Wartungskosten, mangelnde Compliance behördlicher Vorschriften, unzureichende Sicherheit und Datensilos, die eine Integration zwischen Systemen verhindern. Die Probleme überwiegen irgendwann die Bequemlichkeit, ein vorhandenes Altsystem weiter zu nutzen.
1. Wartung ist kostspielig (und sinnlos)
Ein Wartungsaufwand ist bei jedem System zu erwarten. Die Kosten für die Pflege von Legacy-Systemen sind jedoch besonders hoch. Zwar hält eine Wartung das Altsystem am Laufen, gleichzeitig verschwendet das Unternehmen viel Geld für eine veraltete Technologie. Es behält den Status quo bei, ohne die Chance, mit dem überholten System zu wachsen.
Ab einem gewissen Zeitpunkt wird ein Legacy-System dann nicht mehr unterstützt und es sind keine Updates mehr erhältlich. Fällt das System aus, gibt es niemanden, der es wieder in Stand setzen kann.
Ein Altsystem kostet ein Unternehmen zwar weiterhin Geld für die Wartung, wird ihm aber nie neue und innovative Dienste bieten.
2. Daten stecken in Silos fest
Datensilos sind ein Nebenprodukt von Altsystemen. Viele ältere Systeme wurden nicht für die Integration mit anderen Systemen konzipiert und viele veraltete Software-Lösungen bauen auf Frameworks auf, die sich nicht mit neueren Systemen integrieren lassen. Das bedeutet: Jedes Legacy-System ist zugleich ein Datensilo.
In ihm stecken nicht nur Daten fest, sondern es verhindert auch, dass die Abteilungen, die das Altsystem nutzen, ihre Daten mit dem Rest des Unternehmens teilen. Wenn ein Team ein Altsystem beibehält, während der Rest des Unternehmens ein Upgrade vornimmt, ist dieses Team von der Business Intelligence und den Erkenntnissen abgeschnitten, die integrierte Systeme liefern.
3. Compliance gestaltet sich viel schwieriger
Unternehmen müssen sich heute an strenge Compliance-Vorschriften halten. Da diese Vorschriften ständig weiterentwickelt werden, ist ein Legacy-System aufgrund seiner veralteten Ausstattung möglicherweise nicht in der Lage ist, diese zu erfüllen.
Compliance-Vorschriften wie z. B. die DSGVO fordern von Unternehmen, dass sie wissen (und nachweisen können), welche Kundendaten sie haben, wo sich diese befinden und wer darauf Zugriff hat. Unternehmen mit Kundendaten müssen ihre Datensätze gut verwalten. Mit veralteten Silo-Systemen gestaltet sich das viel schwieriger (wenn nicht sogar unmöglich).
4. Sicherheit nimmt von Tag zu Tag ab
Eine Datenschutzverletzung kann ein Unternehmen teuer zu stehen kommen – und Legacy-Systeme sind anfälliger für Hackerangriffe als neuere Systeme. Altsysteme verfügen per Definition über veraltete Datensicherheitsmaßnahmen, wie z. B. hartkodierte Passwörter. Als das System entwickelt wurde, war das kein Problem. Aber jetzt ist es eines.
Ein Unternehmen, das ein Legacy-System nutzt, arbeitet nicht nur mit veralteter Technologie. Es kann zudem ernsthaft seinem Ruf schaden, indem es seine Daten dem Risiko einer Datenschutzverletzung aussetzt. Ab einem gewissen Zeitpunkt unterstützt ein Anbieter das Altsystem nicht länger oder bietet keine dringend benötigten Updates mehr an, wodurch sich das System zwangsläufig mit einem Sicherheitsrisiko konfrontiert sieht. Selbst wenn ein kritisches Update verfügbar ist, kann die Installation riskant sein – und wird aufgeschoben, weil die Angst besteht, das System könnte danach nicht mehr funktionieren. Mit dem technologischen Fortschritt steigen die Risiken, die mit Legacy-Systemen einhergehen.
5. Neue Systeme lassen sich nicht integrieren
Wenn ein Unternehmen sich weiterentwickelt, ist es notwendig, neue Systeme einzuführen, damit es in der heutigen Welt wettbewerbsfähig bleibt. Aufgrund seiner veralteten Technologie ist ein Altsystem aber nicht in der Lage, mit einem neuen System zu interagieren. Eine Abteilung, die noch mit einem Legacy-System arbeitet, profitiert nicht von allen Vorteilen, die ein neues System bietet.
Die Entwicklung von Prozessen, die die Interaktion der Systeme ermöglichen, ist mühsam – und setzt Unternehmen Sicherheitsrisiken aus. All das hemmt das technologische Wachstum innerhalb eines Unternehmens.
Der Schlüssel zur Aufrüstung von Legacy-Systemen: Erfolgreiche Datenmigration
Das Wichtigste beim Umstieg von einem Legacy-System auf ein neues System ist der Schutz der Daten, die bereits vorhanden sind. Dieser ist nur möglich, wenn Unternehmen die Datenmigration erfolgreich umsetzen.
Stellen Sie sich etwa ein Krankenhaus vor, das Zehntausende von historischen Patientendaten in einem Legacy-System gespeichert hat. Es wäre verheerend, wenn diese Informationen verloren gingen, weil das bestehende System unsicher ist. Ebenso problematisch wäre es diese Informationen zu verlieren, weil die Datenmigration schlecht umgesetzt wird.
Eine erfolgreiche Datenmigration umfasst die folgenden Schritte:
1. Extraktion der vorhandenen Daten
Daten in einem vorhandenen Altsystem können isoliert, gesplittert, doppelt oder unvollständig sein. Möglicherweise befinden sie sich in einer Vielzahl von Datenspeichern und liegen in verschiedenen Formaten vor. Zu Beginn der Migration von Daten aus einem Legacy-System ist deshalb sicherzustellen, dass sich alle Daten sicher extrahieren lassen.
2. Transformation der Daten, damit sie die neuen Formatvorgaben erfüllen Mithilfe von
Data-Mapping werden die Daten so umgewandelt, dass sie den Anforderungen des neuen Systems entsprechen. Nur selten lassen sich Daten aus Legacy-Systemen exakt auf das neue System abbilden. Dieser Schritt ist deshalb entscheidend, weil er dafür sorgt, dass das neue System die Daten aus dem alten versteht.
Bereinigung der Daten, um Qualitätsprobleme zu beheben.
Während der Migration bietet sich eine gute Gelegenheit, Daten zu bereinigen: Duplikate, unvollständige Daten und Daten, die nicht richtig formatiert sind, werden dabei entfernt. Befinden sich in einem Altsystem Telefonnummern mit Bindestrichen, lassen sich diese in einem neuen System, in dem Bindestriche nicht zugelassen sind, nicht anzeigen.
4. Validierung der Daten, damit der Umzug wie geplant verläuft
Wenn die Daten extrahiert, transformiert und bereinigt wurden, wird ein Testdatensatz importiert. Dabei prüfen Entwickler, ob Fehler oder Störungen auftreten. So lassen sich mögliche Probleme beseitigen, bevor das neue System live geht.
5. Laden der Daten in das neue System
Der letzte Schritt einer erfolgreichen Datenmigration besteht darin, die Daten in das neue System zu laden, damit dieses einsatzbereit ist.
Legacy-System: Migration in der Finanzbranche
Money Super Market wollte von seinem alten ETL auf ein modernes, wettbewerbsfähiges System umsteigen. Das war zwingend notwendig, um den Kunden einen schnelleren Service zu bieten – das Legacy-System konnte einen solchen nicht leisten.
Nach einem einfachen Übergang aus dem alten System konnte Money Super Markt seine Produktvergleichstools verbessern und gleichzeitig seinen Umsatz steigern.
Legacy-System: Migration im öffentlichen Sektor
Der Regionalrat der Region Languedoc-Roussillon steuert das Wirtschaftswachstum von fünf Regionen Frankreichs. Ist er erfolgreich, kann das positive Auswirkungen auf 2,5 Millionen Menschen und 127.000 Unternehmen haben.
Der Rat ist von einem Legacy-System auf eine Open-Source-Lösung umgestiegen, die kostengünstig ein schrittweises Wachstum ermöglicht. Er wendet nun weniger Zeit und Geld für die Wartung auf und hat einen viel klareren Überblick über die Geschehnisse in den einzelnen Regionen.
Migration von Legacy-Systemen: Erste Schritte
Aus Gründen der Bequemlichkeit werden Legacy-Systeme oft eingebettet. Aber die Wahrheit ist: Das kostet Zeit und Geld – und der Misserfolg des Unternehmens ist vorprogrammiert.
Einer der Schlüssel zu einer erfolgreichen Migration ist die Datenintegration, bei der Daten aus verschiedenen Quellen zusammengeführt werden. Die Datenintegration fördert die Zusammenarbeit zwischen internen und externen Benutzern. Ein weitereres wichtiges Kriterium: Sicherheit. Erinnern Sie sich nur einmal daran, gegen wie viele Unternehmen aufgrund von Datenschutzverletzungen in letzter Zeit Sammelklagen eingereicht wurden. Vom Imageschaden für das Unternehmen ganz zu schweigen. Vor jeder Migration sind deshalb Sicherheitsprüfungen durchzuführen.
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